Bundesmeisterschaft Dressur 2017

    RSC St. Magarethen

    Foto: Barbara Drescher

    Kranzelreiten zu Weitensfeld – seit 1567

    Beim Kranzelreiten von Weitensfeld handelt es sich um eine kulturelle Veranstaltung mit jahrhundertealter Tradition. Das Fest gliedert sich in zwei Abschnitte, die sich über einen Zeitraum von zwei Tagen – Pfingstsonntag und Pfingstmontag – erstrecken. Am Pfingstsonntag wird die Bevölkerung der Region zur Teilnahme am alljährlichen Festakt durch die Kranzelreiter eingeladen. Am zweiten Veranstaltungstag, traditionell dem Pfingstmontag, wird ein Krämermarkt abgehalten und die sportliche Leistungsfähigkeit dreier junger Männer unter Beweis gestellt.

    Der sportliche Wettlauf der Männer steht im Mittelpunk der Veranstaltung. Er wird seit dem 20. Jahrhundert von einem Wettritt begleitet. Als Belohnung erwartet den Wettlaufsieger der „Kuss der steinernen Jungfrau“, die das Wahrzeichen des Kranzelreitens darstellt. Sie thront auf dem Brunnen des Marktplatzes und ist festlich geschmückt mit weißem Kleid, roter Schärpe und Brautkranz. In der linken Hand hält sie einen Schlüsselbund, in der rechten Hand eine Pfingstrose. Ursprünglich war es der Sieger, welchem sie zur Frau gegeben wurde.

    Nach Abschluss des Wettlaufes werden die drei Teilnehmer geehrt. Der Sieger erhält das Kranzel der Jungfrau und ein Seidentuch, der Zweitplatzierte ein Myrtensträußerl und ein Wolltuch und der Letzte ein Büscherl Schweineborsten und ein Kattuntuch. Daneben erhält jeder ein paar Strümpfe und der Sieger darf die steinerne Jungfrau umarmen und küssen.

    Die gewonnenen Gaben schenken die Läufer in weiterer Folge den von ihnen ausgewählten Mädchen. Durch den Tanz der Läufer mit den Mädchen wird die Zeremonie abgeschlossen und der feierliche Teil des Festes eingeleitet. Getanzt wird der sog. „Jungfrauenkuss-Walzer“ (Gurktalerwalzer), der eigens für diese Veranstaltung komponiert wurde. Im Rahmen des Jahrmarktes und unter Organisation und Zusammenarbeit der diversen kulturellen Vereine der Region (Trachtengruppen, Landjugend), der musikalischen Umrahmung durch die ansässige Kapelle folgt – unterstützt von den regionalen Gewerbebetrieben – ein geselliges Zusammensein der Besucherinnen und Besucher mit ausgelassener Festtagsstimmung.

     

     

     

    Eingeleitet wird der Festakt am Pfingstsonntag mit der Zusammenkunft der Kranzelreiter im „Herzelehof“ im Unteren Weitensfelder Markt. Gegen Mittag werden die Kranzelreiter von der Trachtenkapelle Zweinitz am Marktplatz abgeholt, die Marktfreyung (Oberer Markt) wird aufgestellt und es kommt zum Ausritt in die benachbarten Ortschaften Zweinitz oder Altenmarkt (jährlich abwechselnd), um die Bevölkerung zum Fest einzuladen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von der Trachtenkapelle und G’stanzlsängern.

    Zurück im Ort Weitensfeld reiten die Kranzelreiter von Haus zu Haus, singen G’stanzl über die Ereignisse des vergangenen Jahres und sprechen ein „Hoch“ auf die Hausbewohner aus, von welchen sie mit Speis und Trank versorgt werden.

    Am Pfingstmontag, dem zweiten Veranstaltungstag kommt es zum Wettkampf. Nach der Begrüßung und dem G’stanzlsingen beginnt das Kranzelreiten und der Wettlauf mit drei Salutschüssen.

    Die Wettkampfstrecke der Reiter beginnt am Oberen Marktplatz und endet am Marktbrunnen. Dreimal legen die Reiter diese Strecke auf ihren geschmückten Pferden zurück; ein Akt, der das Austreiben der Pest symbolisiert. Nach dem dritten Ritt sammeln sich die Reiter unter Vorantritt der Musikkapelle.

    Mittelpunkt des sportlichen Wettkampfes sind allerdings die Läufer, die von Hausbesitzern, Gewerbetreibenden oder Freiberuflern gestellt werden. Ihnen wird von einem Reiter die Beststange, auf welcher sich die „Beste“ für die Läufer befinden, übergeben. Die in weiß gekleideten Läufer tragen eine rote Schärpe von links nach rechts über die Brust gelegt.

    Der Sieger des Wettlaufes reitet auf dem Siegerpferd, rechts und links flankiert vom zweiten und dritten Läufer zur Jungfrau am Unteren Marktplatz. Dort erfolgt die Verteilung der „Beste“ an die Läufer durch den Bürgermeister.

    Die Läufer werden mit Gaben geehrt, der Sieger darf die steinerne Jungfrau küssen. Zum Abschluss schenkt jeder Läufer seinen Gewinn einem Mädchen; gemeinsam tanzen sie den Gurktalerwalzer.

     

    Der mündlichen Überlieferung folgend entstand der Brauch im 16. Jahrhundert. 1567 wurde Weitensfeld von einer Pestepidemie heimgesucht. Nur drei Bürgersöhne und das Burgfräulein aus dem Schloss „Thurnhof“ (Zweinitz) überlebten. Da alle drei Männer um ihre Hand anhielten, forderte sie diese zu einem Wettlauf auf. Der Sieger bekam sie zur Frau.

    Als Erinnerung an diese Begebenheit entstand das Kranzelreiten, das alljährlich abgehalten werden muss, um den Markt vor Unheil zu bewahren. Bis dato kam es zu keiner Unterbrechung. Selbst in Krisen- und Kriegszeiten wurde es – wenn auch in bescheidenem Ausmaß – abgehalten.

    Schriftliche Überlieferungen aus der Entstehungszeit dieses Festes sind nicht erhalten. Die älteste Darstellung stammt aus dem Jahr 1814. Schon diese Niederschrift unterstreicht die jahrhundertealte Tradition des Kranzelreitens. Es wird berichtet, dass die jüngsten drei Marktbürger die Läufer darstellten. Der Sieger erhielt ein Paar Strümpfe und einen geflochtenen Kranz, der Zweite einen Kranz und der Letzte einen Blumenstrauß und Schweineborsten. Gelaufen wurde in Wollsocken. Die Reiter gingen den Läufern zuvor, um die Rennbahn offen zu halten. 1891 wird erstmals von einem Ausritt (Zweinitz, Altenmarkt) am Pfingstsonntag berichtet; ab 1914 ritt man auch nach Glödnitz, nahm die Marktfahne mit und umrahmte die Einladung zum Kranzelreiten musikalisch. Nach der Rückkehr wurde bei jedem Wirt (nicht wie heute bei jedem Haus) Halt gemacht. 1911 wurde festgesetzt, dass eine lebende Jungfrau jene steinerne ersetzen soll. Ursprünglich alle 50 Jahre – heute alle 25 Jahre – wird die „schönste“ Tochter des Marktes als Jungfrau ausgewählt. Dazu kam es erstmals 1922.

    1930 wurde der Tanz unter der Jungfrau eingeführt; das Wettreiten entstand als zusätzlicher sportlicher Wettkampfakt. Ab 1945 setzte sich der Laufsieger nicht mehr auf „irgendein“ Pferd, sondern auf das Siegerpferd und die Preisverleihung wurde vom Oberen Marktplatz zur Jungfrau verlegt.

    Seit 1981 nehmen die Bänderhutfrauen (Trachtengruppe) an der Veranstaltung teil und die Läufer werden gestellt.

     

     

     

     

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